Gerade noch war alles unheimlich schön. Seit Monaten trefft ihr euch, geht schick essen und verbringt die Nacht miteinander. Doch die Tage danach brauchst du Abstand. Abstand vor seiner Nähe, du baust Distanz auf. In dir spürst du eine Angst, dich voll und ganz auf ihn einzulassen.

Egal wie verliebt du auch in ihn bist, du hast Hemmungen, dich festzulegen und ihn voll und ganz in dein Leben zu lassen. Du hast Angst, deine Freiheit aufzugeben. Eine anbahnende Beziehung gleicht einer langwierigen Achterbahnfahrt zwischen Nähe und Distanz für dich.

Wirkt dies vertraut auf dich? Eventuell vermutest du bei dir eine versteckte Beziehungsangst. Angst vor einer Bindung zu haben, ist wahrscheinlich verbreiteter als du denkst. Es gibt einige Frauen und Männer, die an einer Beziehungsangst leiden.

Wie du dir deiner Angst vor Bindungen bewusst wirst und wie du damit umgehen kannst, verraten wir dir in diesem Artikel. Außerdem findest du in diesem Artikel passende Lösungsansätze, basierend auf den Ursachen der Angst.

Abschließend möchten wir dir erklären, wie du in 3 Schritten selbst am besten aus dieser Angst wieder herausfindest und 4 Tipps mit dir teilen, wie du deinem (potentiellen) Partner helfen kannst, sollte er darunter leiden.

Beziehungsangst – Ein Selbsttest

Wir haben hier einige Punkte zusammengestellt, an denen du selbst überprüfen kannst, ob du eventuell an einer Beziehungsangst leidest:

  • Kann ich Gefühle zulassen und vor allem zeigen?
  • Habe ich genug Selbstbewusstsein? Was traue ich mir zu?
  • Bin ich fähig, mich einem Partner hinzugeben und mich fallen zu lassen?
  • Erlaube ich mir, vor meinem Partner zu weinen, wütend zu werden, mich vollends zu öffnen?
  • Verspüre ich Selbstliebe? Liebe und akzeptiere ich mich aus ganzem Herzen?
  • Bin ich es wert, geliebt zu werden?
  • Kann ich anderen erlauben, mich zu lieben?
  • Glaube ich trotz aller negativen Erfahrungen noch an Liebe?
  • Ist emotionale Nähe für mich etwas Positives?

Wenn du die meisten Fragen positiv beantworten kannst, dann bist du mit großer Wahrscheinlichkeit nicht beziehungsängstlich.

Menschen ohne Bindungsängste sind in der Lage, sich der Liebe ihres Partners voll und ganz hinzugeben. Sie sind sich in der Regel bewusst, dass es in Beziehungen auch Fehlschläge geben kann und manche Beziehungen auseinandergehen. Diese Menschen pflegen meist ein unerschütterliches Urvertrauen in sich selbst und in die Liebe.

Sie hat Beziehungsängste

Was ist eigentlich Beziehungsangst?

Wer keine Angst vor Beziehungen hat, vermutet dahinter wahrscheinlich erst einmal eine faule Ausrede oder verbindet damit einen Mythos.

Vielleicht hast du diese Aussagen auch schon einmal von deinen Freundinnen gehört oder selbst genutzt: „Ich glaube das ist eine Ausrede. Der will einfach nur einen Rückzieher machen.“ Oder „Gib doch zu, dass du dir alle Möglichkeiten offenhalten möchtest. Du suchst wahrscheinlich gar nichts Festes.

Tatsächlich kann eine Bindungsphobie für jemanden, der darunter leidet, ein echtes Hindernis darstellen. Nicht selten ist der Leidensdruck hoch.

Der Begriff heruntergebrochen

Beziehungen beinhalten soziale Interaktionen, eines der grundlegendsten Bedürfnisse des Menschen. Als größter Faktor spielt Nähe eine zentrale Rolle. Darunter fällt körperliche und emotionale Nähe. Neben der Geborgenheit und Sicherheit in der Familie und bei Freunden suchen wir Menschen auch nach einem passenden Partner. Evolutionär gesehen, um uns fortzupflanzen. Emotional betrachtet, um unser Leben mit ihm zu teilen.

Angst ist etwas Urmenschliches. Sie ist überlebenswichtig, schärft die Sinne und gibt dem physischen Körper das Signal: „Gefahr im Verzug! Sofort weglaufen!

Bindungsangst ist im Grunde auch „nur“ eine Angst wie beispielsweise die Angst vor Spinnen oder Schlangen. Aber während die meisten Ängste bis zu einem bestimmten Grad zum Schutz des Lebens gehören und in der Evolution wurzeln, ist die Angst vor Nähe damit nicht erklärbar.

Die Angst vor Beziehungen ähnelt am ehesten derer vor Gespenstern – du kannst sie nicht an etwas Gegenständlichem festmachen, aber unter Umständen einer Situation zuordnen. Normalerweise treten Beziehungsphobiker bei zu viel körperlicher oder emotionaler Nähe die Flucht in ihre scheinbare persönliche Freiheit an.

Dabei können Kindheitserfahrungen und jüngere Trennungsgeschichten mögliche Gründe für den Angstzustand sein. Wichtig ist, dass du dir der Komplexität dahinter bewusst wirst und diese anerkennst, damit du sie durchbrechen kannst.

Ist Angst vor Beziehungen der Normalfall?

Wir können dich beruhigen: Zweifel am Beginn einer neuen Beziehung sind normal. Vielleicht stellst du dir die Frage, ob dieser Mann wirklich der Richtige ist oder ob er dir geben kann, was du brauchst. Diese anfängliche Unsicherheit ist noch kein Signal für eine Angst vor Bindungen.

Denke doch einmal an deine letzte Beziehung zurück: Hast du möglicherweise schlechte Erfahrungen gemacht und bist deswegen ein wenig mit Zweifeln belastet?

Wenn du aber eher unruhig wirst, die Zeit zu zweit nicht richtig genießen kannst und dich nach Abstand sehnst, kann dies ein versteckter Hinweis auf Beziehungsangst sein.

Auch wenn deine Beziehungen häufig schon in der Anfangsphase zerbrechen, ist es möglich, dass du an Bindungsangst leidest.

Fühle einmal in dich hinein: Vermutest du bei dir vielleicht eine Angst vor Bindungen? Eventuell wirst du dir dessen jetzt erst bewusst.

Wie verhält sich eigentlich ein Mensch mit Bindungsangst?

Wir möchten gleich zu Anfang mit einem Klischee aufräumen: Frauen trifft diese Art von Angst genauso wie Männer. Männern schreiben wir in der Evolutionsgeschichte ein ausgeprägteres Fluchtverhalten zu, während Frauen hingegen einen stärkeren Familientrieb haben.

Hier einige Punkte, wie sich Beziehungsangst bei dir zeigen kann:

Du…

  • vermeidest zu viel emotionale Nähe.
  • pflegst meist kurzweilige Beziehungen.
  • verliebst dich schnell und flüchtest kurz darauf.
  • wirkst in einer festen Beziehung häufig unnahbar und brauchst viel Freiraum.
  • hast als Single oft Affären oder One-Night-Stands.
  • bist sehr wählerisch – alles sollte am potentiellen Partner perfekt sein.
  • bist sehr perfektionistisch mit dir selbst.
  • kannst ein „Ich liebe dich“ nur schwer über die Lippen bringen.

Es scheint so, als ob es für jemanden mit Beziehungsangst schwierig ist, die richtige Balance zwischen Distanz und Nähe zu finden. Sie fühlen sich schnell fremd in einer Beziehung und klinken sich unter Umständen nach intimen Episoden aus. Sie suchen ihren Freiraum. Auch kommt es vor, dass diese Personen manchmal für ihren Partner tage- oder sogar wochenweise nicht erreichbar sind.

Wenn wir im Ungleichgewicht zwischen Nähe und Distanz sind, fühlen wir uns möglicherweise in einer Beziehung eingeengt. Dabei beziehen wir das nicht unbedingt direkt auf unseren Partner, sondern auf die Situation an sich. Das kann für uns schmerzhaft sein, häufig noch mehr als für unseren Partner.

Auffallend oft sind Menschen, die sich nicht auf Nähe einlassen können, sehr erfolgreich in ihrem Berufsleben. Meist betonen sie, dass sie sich ihren Erfolg selbst zu verdanken haben. Wahrscheinlich haben sie genauso wirksam eine Mauer um ihre Gefühlswelt aufgebaut – um sich und ihr Herz zu schützen.

Kommt dir das bekannt vor?

Sobald du mehr Nähe und Verbindlichkeit, mehr Liebe, Intimität und Emotionen in einer Beziehung spürst, ergreifst du vermutlich in den meisten Fällen die Flucht – die Flucht in dein vermeintliches Glück zurück in deine Schutzmauer.

Flucht als einziger Ausweg

Vergleichen wir einmal Beziehungsangst mit Höhenangst: Wenn du Höhenangst hast, wirst du kaum freiwillig einen Fallschirmsprung machen. Allein der Gedanke daran würde dich gruseln.

Ähnlich geht es Personen mit einer Bindungsangst: Alles, was auch nur im Entferntesten mit einer ernsthaften Beziehung zu tun hat, bringt für sie eine enorme Unsicherheit mit sich.

Um sich der „Gefahr“ zu entziehen, haben sie sich unbewusste Abwehrstrategien zurechtgelegt.

Eigentlich haben wir Menschen Angst entwickelt, um unser eigenes Leben zu schützen. Unter Beziehungsangst reagieren wir auf eine sich anbahnende Beziehung wie auf eine Bedrohung des eigenen Lebens, vergleichbar mit einem Angriff.

Wir vermuten alleine am besten dran zu sein, weil eine Beziehung mit mehr Nähe unserem Leben gefährlich werden könnte. Nachdem wir eine Schutzmauer um uns und unsere Gefühle aufgebaut haben, versuchen wir vermutlich alles, um diese auch erfolgreich zu verteidigen.

Tief im Herzen wünschen wir uns vielleicht eine tiefe Liebe. Wir verbinden wir diese aber meistens mit einer Gefahr. Auf kurz oder lang fühlen wir uns in einer Beziehung unsicher und schlagen den für uns „besten“ Weg ein, der uns (wenn auch nur kurzfristig) von der Angst befreit.

Nachstehend haben wir für dich ein paar Beispiele für Triggerpunkte aufgelistet:

  • gemeinsame Entscheidungen (gelten als Einschränkung der Freiheit)
  • hohe Ansprüche
  • starke, plötzliche Distanzierung trotz inniger Gefühle für den Partner
  • stetige Rückversicherung der Liebe des Partners, was in Kontrollwahn ausarten kann
  • Eifersucht als Anzeichen für Exklusivität
  • Gespräche über langfristige Pläne in einer Beziehung (beispielsweise Zusammenziehen oder gemeinsamer Urlaub)
  • Verlustängste des Partners

Meist umgibt uns dabei die Angst, uns zu sehr in einen anderen Menschen zu verstricken. Wir möchten eine Co-Abhängigkeit vermeiden. Und fürchten dabei vor allem um unsere eigenen Ideale. Beziehungen stellen für uns meist Opfer dar, welche wir nur selten bereit sind, zu erbringen.

Warum hat sie Angst sich zu binden?

Bammel vor Beziehung – Angst vor Nähe und ihre Ursachen

Die Angst vor Nähe kann mehrere Ursachen haben. Häufig haben Menschen mit Bindungsangst mehrere schlechte Erfahrungen gemacht. Zum einen liegen die Ursachen bis weit in die Kindheit zurück. Manchmal soweit, dass sie sich dessen gar nicht mehr bewusst sind. Andererseits kann die Ursache auch in der letzten Beziehung liegen.

Wir haben die häufigsten Ursachen analysiert:

Negative Erfahrungen im Kindesalter

Das prägende Bild einer Beziehung basiert auf unseren Kindheitserfahrungen, die in der Regel innerhalb unserer ersten zwei Lebensjahre erlebt werden. Hier bildet sich das sogenannte Urvertrauen. Damit sich das Urvertrauen gesund entwickeln kann, braucht ein Kind sowohl Geborgenheit als auch klare Grenzen. Geraten diese Faktoren aus der Balance, ist die Wahrscheinlichkeit, eine Angst vor Nähe zu entwickeln, höher.

Die Verbindung zur Mutter (beziehungsweise zur ersten Bezugsperson) gibt maßgeblich die Richtung und Taktart vor, wie Beziehungen später ausgestaltet werden.

Eine gesunde Mutter-Kind-Beziehung ist im Normalfall von Geborgenheit und Sicherheit geprägt und die Bedürfnisse des Kindes werden sensibel wahrgenommen. Doch nicht nur die Mutter trägt Verantwortung, auch ein schwieriges Verhältnis zum Vater kann einen Nährboden für Bindungsangst darstellen.

Beziehungsangst – Mögliche Ursachen auf einen Blick

  1. Beziehungsangst aufgrund emotionaler Zurückhaltung

Stellst du bei dir fest, dass du deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse kontrollierst oder gar versteckst? Vermutlich hattest du als Kind einen sehr distanzierten, abweisenden und dominanten Elternteil. Daraufhin hast du gelernt, dich auf Äußerlichkeiten zu konzentrieren und deine emotionale Seite zu verbergen.

Du glänzt mit guten Noten und gewonnenen Wettbewerben. Aller Wahrscheinlichkeit nach wirst du dich auch im Erwachsenenalter davor hüten, zu viel emotionale Nähe zuzulassen.

Die Folge dieser emotionalen Zurückhaltung der Eltern im Kindesalter kann bedeuten, dass wir:

  • die Fähigkeit, Liebe zuzulassen, nicht entfalten konnten.
  • nicht die Chance hatten, zu lernen, eine emotionale Beziehung zu führen.
  • heutzutage vielmehr rational geprägt und häufig mit unserem Beruf „verheiratet“ sind.

Wer unter Beziehungsangst leidet, bringt Geborgenheit und Sicherheit deshalb eher mit äußeren Erfolgen in Verbindung.

  1. Verlustangst

Ein anderer Fall sind vernachlässigte Kinder. Sie leben in ständiger Angst vor Verlust. Diese haben häufig Bezugspersonen, die sich der Rolle als Wegweiser und Behüter nicht gewachsen fühlen. In vielen Fällen sind sich die Eltern dessen gar nicht bewusst. Diese unausgeglichene Eltern-Kind-Beziehung kann viele Ursachen haben:

  • beispielsweise eine Trennung oder Scheidung der Eltern,
  • Zeit- oder Geldmangel
  • oder ganz simpel Überforderung.

Als Folge haben diese Kinder im Erwachsenenalter vermutlich Angst, den Partner schnell wieder zu verlieren.

  1. Bevormundung

Das andere Extrem ist ein Überbehüten und Bevormunden des Kindes. Die Eltern haben sich regelmäßig und exzessiv in die Angelegenheiten des Kindes eingemischt. Den Kindern wird somit die Möglichkeit genommen, eigene Erfahrungen zu sammeln. Irgendwann schwellt eine Auflehnung in den Kindern an, ein Protest gegen jede Art von Bevormundung. Sie „brechen aus“.

Identifizierst du dich mit einem überbehüteten Kind, fühlte sich der Ablösungsprozess von deinen Eltern vermutlich erfolgreich aber auch schmerzhaft an. Durch diesen Prozess hindurch entwickeln bevormundete Kinder häufig eine enorme Unabhängigkeit.

Eine feste Beziehung vergleichen sie meist unbewusst mit der Bevormundung der Eltern und sehen diese als Bedrohung ihrer teuer erarbeiteten Eigenständigkeit an. Innerlich fürchten sie sich davor, wieder in eine Abhängigkeit hineinzurutschen.

Überlege bitte einmal, hast du vielleicht als Kind etwas in der Art erlebt?

Die oben genannten Tendenzen in der Erziehung können bei der Entwicklung deiner Selbstliebe im Weg stehen. Im Erwachsenenalter bleibt dann häufig die Angst, entweder von anderen verlassen, enttäuscht oder zurückgewiesen zu werden. Oder die Angst, dich nicht entwickeln zu können, weil dein Partner dich bevormunden könnte.

Vorbildrolle der Eltern

Aber nicht nur, wie wir erzogen wurden, auch die Art und Weise, wie unsere Eltern uns ihre Beziehung vorleben, kann unter Umständen einen starken Einfluss auf unsere Bindungsfähigkeit ausüben. Schließlich ist dies die erste Liebesbeziehung, die wir als Kind bewusst wahrnehmen. Diese bestimmt darüber, wie wir unsere Beziehungen später ausgestalten.

Die Blaupause für unser späteres Bindungsverhalten

Leben unsere Eltern eine sichtbare Liebesbeziehung mit viel Geborgenheit, Zärtlichkeit und großem Verständnis für den Partner, ist eine spätere Angst vor Nähe eher unwahrscheinlich. Gehen unsere Eltern jedoch kühl und distanziert miteinander um, lassen beide wenig Emotionalität zu und leben mehr nebeneinander als miteinander, kann das unser Beziehungsbild stören.

Gleichermaßen spielen auch der Charakter und die Seelenlage unserer Eltern eine große Rolle. Wer mit einer misstrauischen und unzufriedenen Mutter/Vater aufwächst, entwickelt mitunter Probleme, sich auf andere Menschen einzulassen und ist manchmal mit vielen Vorurteilen vorbelastet.

Gute Kindheitserfahrungen fördern in der Regel dein glückliches Bindungsverhalten im Erwachsenenalter. Entsprechend hast du wahrscheinlich auch mehr Selbstbewusstsein und besitzt ein grundsätzliches Vertrauen in deinen Partner.

Negative Erfahrungen im Erwachsenenalter

Nichtsdestotrotz besiegelt eine glückliche Kindheit nicht automatisch eine spätere Beziehungsfähigkeit. Fehlgeschlagene Beziehungen und traumatische Trennungen in der jüngeren Vergangenheit können bei dir auch zu einer Angst vor Beziehungen führen.

Wenn du keinerlei Anzeichen für eine Bindungsangst in deiner Kindheit finden konntest, du aber an einer Art von Angst vor Nähe leidest, liegt die Ursache möglicherweise in einer früheren Beziehung.

Erinnere dich doch einmal an deine vergangenen Beziehungen zurück. Warum sind diese in die Brüche gegangen? Wie ist die Trennung verlaufen? Wie seid ihr auseinander gegangen?

Mögliche Ursachen von Beziehungsangst auf einen Blick

  1. Verlustangst

Es kann vorkommen, dass du eine vorangegangene Trennung nicht verarbeitet hast und du dich vielleicht deshalb nicht auf etwas Neues einlassen kannst. Vielleicht beruht deine Angst auf einer Verlustangst. Diese Angst ist eng verwandt mit der Bindungsangst. Beide Ängste haben einen ähnlichen Effekt der Unnahbarkeit und emotionalen Distanz.

  1. Eifersucht

Warst du in der letzten Beziehung sehr eifersüchtig oder hast vielleicht eine Beziehung mit einem eifersüchtigen Mann geführt? Eifersucht hängt mit einem verletzten Urvertrauen zusammen und kann unter Umständen auch eine Art von Kontrollwahn nach sich ziehen, der letztendlich zur Trennung führt.

Diese Erfahrungen haben vermutlich dazu geführt, dass du dich langsam vor Beziehungen verschließt, um dich unbewusst vor erneuten Verletzungen zu schützen.

  1. Geistige und körperliche Gewalt

Hast du jedoch Extremfälle wie Stalking, Missbrauch oder Gewalt in einer früheren Beziehung erfahren, ist dein Selbstbewusstsein dadurch höchstwahrscheinlich geschrumpft. Bevor du die nächste Beziehung in Erwägung ziehst, empfehlen wir dir, dir vorerst Zeit für dich zu nehmen und diese Traumata aufzuarbeiten.

Eine Psychotherapie kann unter diesen Umständen hilfreich sein.

Hilfe bei Beziehungsangst

Ich habe Angst vor einer Beziehung, was kann ich tun?

Konntest du dich eventuell in den genannten Ursachen wiedererkennen? Wir können dich beruhigen, eine Beziehungsangst heißt nicht, dass du keine erfüllende Partnerschaft haben kannst.

Wir haben hier zwei Tipps zusammengestellt, wie du damit umgehen kannst:

Die Ursache der Angst wurzelt in meiner Kindheit

Vermutest du, dass in deiner Kindheit etwas vorgefallen ist, was dich nun daran hindert, eine feste Beziehung einzugehen? Frage einmal deine Mutter (oder deine erste Bezugsperson), was in deinen ersten beiden Lebensjahren vorgefallen ist.

Eventuell haben sich deine Eltern während dieser Zeit viel gestritten oder sich gar getrennt? Vermutlich hat sich dann in deinem Unterbewusstsein ein negativer Glaubenssatz festgesetzt. Zum Beispiel: Eine innige Bindung führt zu schmerzhaften Trennungen. Gründe dafür sind häufig Streit um Hab und Gut, um Kinder oder um Geld.

Auch (oft banale) Sätze der Elternteile wie „Lass dich nie auf einen Mann/Frau ein“ oder „Wir heiraten nie wieder“ können dein negatives Beziehungsbild im Unterbewusstsein verstärken.

Unser Tipp: Unterhalte dich doch einmal mit deinen Eltern, warum es zur Trennung oder zum Streit gekommen ist. Mache dir dabei bitte bewusst, dass dies die Geschichte deiner Eltern ist. Dies kann den ersten Schritt darstellen, um das prägende Beziehungsbild in deinem Unterbewusstsein zu erkennen. Aus deinen Kindheitserfahrungen kannst du ablesen, wie gut du dich bereits aus dieser prägenden Zeit heraus entwickelt hast.

Hierbei ist wichtig: Die Liebe zu einem Partner ist eine andere als die Liebe, die du zu deinen Eltern pflegst. Jemand, der dich wirklich liebt, wird dich hoffentlich nicht in dem Maße bevormunden wollen, sodass er dich einschränkt. Er wird dir wahrscheinlich aber seine Grenzen aufzeigen.

Meine Angst vor Nähe hat mit meinem Ex-Partner zu tun

Die Angst, von einem Partner wieder enttäuscht zu werden, schnürt dir die Kehle zu? Wenn das auf dich zutrifft, liegt es nahe, dass du wahrscheinlich die Trennung von deinem Ex nicht verarbeitet hast. Wenn du das vermutest, versuche Folgendes:

Analysiere einmal eure Trennung  und mache dir nochmal alle Phasen der Trennung bewusst. Das ist wichtig, um deine letzte Beziehung in Frieden abzuschließen.

Unser Tipp: Gehe noch einmal in Gedanken deine letzte Beziehung durch und untersuche, warum ihr euch getrennt habt. Vielleicht vergibst du deinem Ex-Partner einfach in Gedanken seine Fehler, und anschließend auch dir selbst. Du kannst diese Beziehung als eine Art „Lehrgang“ auf deinem persönlichen Weg betrachten und sie als Vorbereitung für die nächste sehen.

So überwindest du die Angst vor Beziehungen

Beziehungsangst in 3 Schritten bewältigen

Wahrscheinlich beeinträchtigt deine Angst deine Lebensqualität und hindert dich an deiner Entfaltung. Wenn du deine Angst überwinden möchtest, ist es essentiell, dass du dich intensiv mit ihr auseinandersetzt. Ignoriere sie nicht, sonst wird sie wahrscheinlich später erneut aufkommen.

Anfangs kann es dir schwerfallen, dich deinen Ängsten zu stellen, jedoch ist es meistens unerlässlich, die Ursachen aufzuarbeiten.

Sobald du dir der Ursachen bewusst geworden bist, darfst du an dir arbeiten:

  1. Reflektiere ehrlich

Zuerst einmal ist es hilfreich, dir bewusst zu machen, dass du die vergangenen Ereignisse nicht noch einmal in dieser Form erleben möchtest. Frage dich daher:

  • Wie stehe ich selbst zu mir?
  • Kann ich mich selbst lieben?
  • Glaube ich trotz aller Erfahrungen noch an die Liebe?
  1. Lerne, dich zu akzeptieren

In Beziehungen spielt Selbstliebe meist eine Schlüsselrolle: es geht hierbei um die vollumfängliche Annahme deiner eigenen Person. Möglicherweise bist du bisher zu streng mit dir selbst ins Gericht gegangen.

Vielleicht bist du besonders perfektionistisch. Unter Umständen ist es ratsam, gelassener zu werden – im Umgang mit dir selbst und anderen. Du brauchst nicht gleich vor dem Spiegel stehen und Loblieder auf dich selbst singen; anfangs genügt auch schon ein Lächeln am Morgen.

Auch eventuelle Eifersucht darfst du als eine Art Angst anerkennen, die du möglicherweise als Schutz vor negativen Erfahrungen aufgebaut hast.

  1. Löse dich von alten Beziehungsmustern

Denke noch einmal an deine Eltern zurück. Wie war ihre Beziehung zueinander? Versuche, Frieden mit deinen Eltern zu schließen. Bedenke hierbei, dass dies ihre Geschichte ist und du diese nicht wiederholen musst. Denn du schreibst deine eigene!

Gleiches gilt, wenn du weiterhin an deine alte Liebe denkst und ihr nachtrauerst. Du kannst dich nur für etwas Neues öffnen, wenn du das Alte loslässt.

Denke nur einmal daran, wie gut und befreit du dich fühlen wirst, wenn du die Angst überwunden hast! Stelle dir vor, wie du lebendig und voller Mut auf andere Menschen und potentielle Partner zugehen kannst. Ohne die Angst, dich auf jemanden einzulassen.

Sobald du merkst, dass dich die Nähe zu einer anderen Person erneut überfordert, kannst du eine gute Freundin zu Hilfe bitten. Auch Selbsthilfegruppen oder Foren für Menschen mit Bindungsangst können dir helfen.

Beziehungsangst beim Mann

Was kann ich tun, wenn ER Angst vor einer ernsten Beziehung hat?

Aussagen wie „Es hat nichts mit dir zu tun!” oder „Wenn du mich lieben würdest, dann würdest du xyz tun!” und schließlich der Satz „Lass uns Freunde bleiben“ kommen dir bekannt vor?

Vermutlich hat dein (potentieller) Partner Angst davor, sich ernsthaft zu binden.

Männer sind oft schlechter darin, sich ihren Ängsten bewusst zu stellen. Das trifft auch auf die Angst vor Bindungen zu. Im Gegensatz zum weiblichen Geschlecht ist die Angst vor Einengung und vor dem Verlassen werden bei Männern stärker ausgeprägt und nicht selten von der Mutter beeinflusst.

Männliche und Weibliche Bindungsangst ist unterschiedlich

Die Partnerwahl und Beziehung eines Menschen werden oftmals vom gegengeschlechtlichen Elternteil beeinflusst. Während sich Töchter eher einen Mann mit Eigenschaften vom Typ „Papa“ suchen, fühlen sich Söhne hingegen eher zu Frauen vom Typ „Mama“ hingezogen. Ist dieses Verhältnis problematisch oder erst gar nicht vorhanden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es in späteren Beziehungen zu Schwierigkeiten kommen kann.

Die gesammelten Erfahrungen mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil projiziert dein (potentieller) Partner möglicherweise auf seine Beziehung.

Ein Beispiel: Hast du von deinem Vater selten emotionale Nähe erfahren oder nur Lob, wenn du eine herausragende Leistung in der Schule vorzuweisen hattest, wirst du es von deinem Partner vermutlich ebenso erwarten.

Gleiches gilt für Männer: Ist die Mutter eine Glucke, die ihren Sohn überbehütet und nicht loslassen kann, wird er sich womöglich auch von dir eingeengt fühlen.

  1. Vermeide Druck und Vorwürfe

Abhängig vom Status eurer Beziehung solltest du versuchen, ihm keine Vorwürfe zu machen. Ein beziehungsunfähiger Partner kann dich und eure angehende Beziehung auf eine harte Probe stellen. Achte bitte darauf, dich und deinen Partner nicht unter Druck zu setzen und Ultimaten zu vermeiden. Das wird eurer Beziehung nicht guttun und ihn möglicherweise sehr schnell in die Flucht treiben.

Fühlst du bereits eine innige Verbindung zwischen euch, aber er neigt trotzdem zu Rückziehern?

  1. Frage vorsichtig nach

Er meldet sich nicht bei dir? Sei dir bewusst, dass er sich eventuell aufgrund seiner Angst schämt und sich in seinem Inneren auch eine erfüllte Liebesbeziehung wünscht. Es ist wichtig, ihm seine Freiheit zu lassen, wenn er diese braucht. Ansonsten kann es passieren, dass ihr unbewusst in einen Teufelskreis von Rückzug und Begehren hineinrutscht.

Der Prozess durch die Angst hindurch darf mit einem Gespräch beginnen, um behutsam die Ursachen seiner Beziehungsangst herauszufinden. Versetze dich in die Lage deines Partners und versuche zu verstehen, wie er sich fühlt. Seine Distanz hat vermutlich nichts mit Egoismus zu tun. Im Endeffekt versucht sein Unterbewusstsein, sich vor Verletzungen zu schützen.

Einer der wichtigsten Punkte ist hierbei, ihm Sicherheit zu vermitteln.

  1. Gib ihm Sicherheit

Sei dir bewusst: Die Schutzmauer vor Verletzungen, die er sich Schritt für Schritt aufgebaut hat, kannst du nur mit seiner Hilfe durchbrechen. Wenn du an ihm festhalten möchtest und für eure Beziehung eine Zukunft siehst, brauchst du seine Zustimmung.

Alleine wenn er sich darauf einlässt, dir seine Beziehungsunfähigkeit zu gestehen, ist es ein deutliches Signal dafür.

Bei manchen Beziehungsängstlichen kann es sehr schnell gehen, andere wiederum brauchen länger für die Offenbarung ihrer tiefsten Geheimnisse. Immerhin geht es hier um ihre Kindheit oder tiefgreifende Verletzungen.

Versuche, ihm die Geborgenheit und Sicherheit zu geben, aber auch die eventuellen Grenzen, die seine Eltern ihm nicht geben konnten.

  1. Lass ihm Zeit

Gleichermaßen kann es auch passieren, dass du gar nicht an ihn herankommst. Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass sein Beziehungsmuster zu tief verankert ist. Vielleicht ist er schlicht noch nicht bereit dafür, an sich zu arbeiten.

Auch hier gilt: Bitte sei nicht zu streng mit ihm und so einfühlsam wie nur denkbar. Wenn dein Liebster erkennt, dass er etwas verändern kann, wird er wahrscheinlich auch an sich arbeiten wollen.

Beziehungangst gemeinsam aufarbeiten stärkt und gibt Mut

Möchtet ihr zusammen an deiner oder an der Beziehungsangst deines Partners arbeiten? Umso besser. Das gemeinsame Aufarbeiten kann eure Beziehung stärken. Ihr könnt dadurch wahrscheinlich zukünftige Beziehungsprobleme vermeiden.

Es kann dich und deinen Partner in eine Freiheit führen, die euch erlaubt, eure Beziehungen selbst zu gestalten.

Gib ihm die Zeit und den Freiraum, den er dafür benötigt. Gib auch dir die Freiheit, wenn du sie brauchst. Eine erfüllte Liebesbeziehung ist ein Spiel von gesunder Distanz und Nähe. In besonders tiefgreifenden Fällen kann es manchmal notwendig sein, eine Therapie in Erwägung zu ziehen.

Arbeitest du gerade selbst an dir und deiner Angst, sei geduldig. Auch wenn dein (potentieller) Partner bereits in den Startlöchern steht. Er wird es wahrscheinlich verstehen.

Es lohnt sich, an deinen Ängsten zu arbeiten, denn danach wirst du mit viel mehr Freude und Mut durchs Leben gehen. Deine Beziehungen werden sich wahrscheinlich schlagartig verbessern und du wirst mehr Liebe in dein Leben lassen können!

Angst vor Beziehung kann bewältigt werden

Trau dich, deine Beziehungsangst zu überwinden, denn du bist es wert!

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Über den Autor

Darius Kamadeva - Beziehungsexperte

Darius Kamadeva ist Bestseller Autor und der führende Beziehungs- und Datingcoach deutschlands - speziell für Frauen. Auf seinem Youtube Kanal mit mehr als 90.000 Abonnenten hilft er mit seinen über 10 Jahren Erfahrung Frauen zu einer glücklichen Beziehung zu sich selbst und zu anderen zu kommen. Seine Arbeit, Frauen auf ihrem Weg die Heldinnen in ihrem Leben zu werden zu begleiten, ist bekannt aus TV, Radio & Youtube. Er bietet Online Kurse, Retreats, Seminare, Live Events, persönliche Coachings und Video Inhalte an, die Frauen zur Liebe ihres Lebens bringen.