Wir Menschen sind soziale Wesen und die meisten von uns sehnen sich nach Zugehörigkeit und Nähe. Die Intensität dessen ist dabei verschieden stark ausgeprägt und nicht jeder möchte genauso viel Interaktion wie ein anderer. Doch manchen Menschen geht es noch ein wenig anders. Sie haben Probleme damit, Nähe zuzulassen und Bindungen aufzubauen.

Hierbei geht es nicht nur um Beziehungsangst oder um Beziehungsunfähigkeit. Stattdessen haben manche Männer und Frauen damit Probleme, generell Beziehungen zu anderen aufzubauen – sie entwickeln Bindungsangst Symptome. Sie lassen sich nicht gern in freundschaftlichen oder Liebesbeziehungen fallen.

Eventuell hast du mal einen Mann kennengelernt, der zwar sehr nett und liebevoll schien, dich aber emotional nicht an sich herangelassen hat.

Vielleicht lag (oder liegt?) auch bei ihm eine Form der Bindungsangst vor.

  • Was das bedeutet,
  • welche Symptome sie hat und
  • worin sie vielleicht begründet liegt,

beantworten wir dir sehr gern in diesem Artikel.

Bindungsangst – Gibt es sie wirklich?

Vielleicht verwirrt dich die Frage, ob es Bindungsangst tatsächlich gibt etwas. Denn vermutlich kennst auch du einen Menschen (vielleicht ist es sogar dein Partner), der sich nur ungern auf festere Bindungen einlässt.

Etwas können wir vorwegnehmen: Bindungsangst ist keine „richtige“ Angst, sondern eher eine Art Kombination aus vielen Verhaltensweisen und Symptomen. Manchmal mischen sich auch andere Ängste darunter. Wie zum Beispiel die Angst vor dem Verlassen werden, die es in dieser Form als Krankheitsbild gibt.

Hierzu zählt nicht, dass wir nicht verlassen werden möchten und es uns traurig macht, darüber nachzudenken. Das ist vollkommen normal.

Extreme Verlassensängste sind wesentlich stärker und münden nicht selten in einer Depression. Doch das ist ein anderes Thema.

Von Bindungsangst kannst du dann ausgehen, wenn dein Partner (oder dein Schwarm) verschiedene Anzeichen zeigt. Nur eines davon weißt noch nicht auf ein ängstliches Verhalten hin. Doch manchmal lohnt es sich, etwas genauer hinzusehen.

Eine kleine Anmerkung: Wir möchten nicht schreiben, dass jemand unter „Bindungsangst“ leidet. Häufig wissen Bindungsängstliche nicht, woran es liegt, dass sie keine langfristigen Beziehungen haben.

Für viele ist es über die Jahre, in denen sie damit leben, „normal“ geworden, Beziehungen zu meiden.

Das heißt aber nicht, dass du dich deshalb von ihnen fernhalten brauchst. Im Gegenteil. Häufig sind sie liebenswert und warmherzig — nur eben sehr, sehr, sehr vorsichtig im Umgang mit „Fremden“.

Was ist Bindungsangst?

Diese Bindungsangst Symptome kannst du bei ihm erkennen:

  1. Er hat vielleicht ein paar Freizeitkontakte, aber keine engen Freunde

Menschen, die eine Bindungsangst haben, lassen sich nur selten auf tiefgreifende Freundschaften ein. Der Aufbau einer engen Freundschaft ist eine Investition, die Zeit, Mühe und Energie erfordert.

Jemand, der etwas scheut, kann auch die Auffassung vertreten, dass derartige Beziehungen „sowieso nicht von Dauer sind“.

Sie mögen soziale Schmetterlinge sein, die gern umherfliegen und sich irgendwo niederlassen. Doch ihre sozialen Beziehungen sind oft oberflächlicher Natur und nicht tiefgreifend.

  1. Er hatte mehrere, kurze Beziehungen

Für dich kann ein Warnzeichen sein, wenn dein Partner nicht in der Lage ist, Verantwortung für die Auflösung einer Beziehung oder Freundschaft zu übernehmen.

Es sind häufig die Fehler oder Unzulänglichkeiten eines anderen und es liegt nie seiner Verantwortung.

Typische Aussagen, weshalb Verbindungen abgebrochen werden/wurden sind:

  • Sie hat mich eingeengt.
  • Das war alles irgendwie sinnlos. Sie wohnte zu weit weg, ich hätte immer fahren müssen…
  • Sie wollte abends immer schreiben. Wenn ich nicht geantwortet habe, hat sie immer gefragt, was ich denn gerade mache…

Die Begründungen erscheinen dir vielleicht fadenscheinig, doch für ihn sind das ernstzunehmende Gründe.

Vielleicht kannst du in einem Gespräch konkret nachfragen, was ihn an der anderen Person konkret gestört hat. Unter Umständen erfährst du dann etwas Spannendes über deinen (Gesprächs-)Partner, das euch einen besseren Umgang miteinander offenbart.

  1. Er ist übermäßig wählerisch, was Freunde und Partnerinnen angeht

Denkst du gerade an jemanden, auf den das zutrifft?

Überlege doch einmal, ob er nicht auch so etwas sagt wie:

Ich will einfach nicht, dass jemand zu viel über mich weiß!

Dadurch stößt er häufig jene zurück, die gern mehr über ihn erfahren möchten.

Das Verhalten ist keineswegs bösartig. Es beruht darauf, dass er befürchtet, früher oder später verletzt zu werden. Das zeigt, dass Menschen mit Bindungsängsten eigentlich Nähe und Sicherheit suchen.

  1. Er zeigt keine Bereitschaft für etwas Ernstes

Hast du bei deinem Partner oder Schwarm festgestellt, dass er über eine gewisse Zeit hinweg deine Nähe zugelassen hat und plötzlich wurde es „komisch“?

Das kann ein weiteres Symptom für Bindungsangst sein. Vielleicht wirkt es, als halte er dich auf Abstand.

Anfänglich kommen Termine wie Arbeit, Freunde oder Sport dazwischen. Doch irgendwann heißt es dann: „Nein, ich kann heute einfach nicht.

Dieses Symptom kommt besonders auch dann zum Tragen, wenn es um die eigenen Gefühle geht.

Jemand mit Bindungsangst wird mit dir über intime und private Themen sprechen. Doch sobald die eigene Gefühlswelt hinzukommt, fährt er eine Art Mauer hoch, die undurchdringbar gehalten und verteidigt wird.

Die Möglichkeit, etwas Ernstes aufzubauen, wird schnell im Keim erstickt.

Bindungsangst und ihre Formen

Es gibt nicht DIE Bindungsangst. Stattdessen erfahren Menschen sie in vielen, unterschiedlichen Arten. Obwohl bekannt ist, dass Bindungsängste auf verschiedenen Ängsten basieren können, unterscheiden Paartherapeuten zwischen zwei Oberkategorien der Bindungsangst.

Aktive Bindungsangst

Bist du jemand, der von sich sagt: „Ich kann mich einfach nicht binden!“, hast du das vielleicht schon erlebt. Du suchst nach einem Partner, findest auch den passenden und nach einer Weile bemerkst du, dass etwas nicht stimmt. Er ist irgendwie „zu nah“ oder „weniger toll“ als vorher. Vielleicht kommt in dir auch das Gefühl auf, dass du mehr Freiheit benötigst.

Menschen mit aktiver Bindungsangst haben ein Nähe-Distanz-Problem. Es erfordert einiges an Bereitschaft beider Partner, sich dem zu stellen und einen Kompromiss herzustellen, der beide glücklich macht. Wundervoll daran ist, dass sich viele Möglichkeiten in Erfahrung bringen lassen, um die Beziehung nachhaltig zu stärken.

Passive Bindungsangst

Vielleicht hast du diese Art der Bindungsangst als Partnerin schon erlebt. Dein Partner war stark von dir eingenommen, hat dich verehrt — oder gar vergöttert. Je mehr du dich von ihm entfernt hast, umso mehr hat er gekämpft. Wenn dem so war (oder ist), könnte dein Partner von einer passiven Bindungsangst betroffen sein.

Passive Bindungsangst geht stark mit Verlustängsten einher. Sie kann für beide Partner eine Herausforderung bedeuten, für die es verschiedene Hilfsangebote gibt. Chancen, eine Beziehung trotz Bindungsangst zu stärken, sind in jedem Fall da.

Wann hat ein Mann Angst sich zu binden?

Männer und Frauen – reagieren sie unterschiedlich?

Hierzu ein ganz klares Jein. Die Anzeichen und Ursachen für Bindungsängste sind bei beiden Geschlechtern ähnlich ausgeprägt. Auch die darauf aufbauenden Reaktionen im Kontext von Beziehungen ähneln sich.

Würden wir Beziehungsphobiker in Typen unterscheiden, gäbe es wohl drei Stück von ihnen:

  1. Der Jäger: Er fühlt sich von schwer erreichbaren Zielen wie Verheirateten und Vielbeschäftigten angezogen. Es geht darum, zu jagen und zu erlegen. Du bist für ihn eine Trophäe. Eigentlich geht es ihm um Bestätigung. Doch auch die Sicherheit, dass du (wahrscheinlich) kein übermäßiges Interesse entwickeln wirst, ist wichtig.
  2. Der Divus (der Göttliche): Dieser Typ denkt und fühlt in zwei Beziehungsphasen – hoch und tief. Der Beginn einer freundschaftlichen oder auch Liebesbeziehung ist über ein Kennenlernen und Schwärmen definiert. Nichts geht zu tief, ohne dass Intensität fehlt. Doch irgendwann stellt er fest, dass du fehlerbehaftet bist. Ab diesem Moment beginnt der Divus zu kritisieren und zu demontieren, bis er sich eine neue Freundin sucht.
  3. Der Controller: Er steuert alles – Hobbies, Dates, Zeiten und vor allem seine Emotionen. Nichts ist ungeplant und nichts passiert, ohne dass er darüber nachdenkt. Du verhungerst vermutlich emotional an seiner Seite, da er kaum Gefühle zulässt.

Auch wenn wir es aus der männlichen Perspektive geschrieben haben – jeder Typus kommt bei Männern und Frauen gleichermaßen vor.

Die einzige Frage ist: In welchem Verhältnis? Das lässt sich nicht einfach beantworten, da es dazu bisher keine offiziellen Statistiken gibt.

Woher kommt Bindungsangst?

Wie alles andere auch, hat auch die Bindungsangst Ursachen. Vielleicht überlegst du bereits, ob es was mit seiner Mutter oder allgemein seiner Kindheit zu tun hat.

Das kann durchaus sein.

Doch die Kindheit ist nicht unbedingt der tatsächliche Ursprung. Manchmal sind es andere Gründe, die jemanden dazu bringen, allgemein an einer Beziehung zu zweifeln.

Folgend findest du mögliche Gründe, die zu einer Bindungsstörung führen können.

  1. Er fühlt sich, als sei er verletzlich

Der Mensch ist eine stolze Spezies und wir streben ständig nach Sinn und Zweck für unser eigenes Leben. Dafür dürfen wir uns auf Verbindungen zu anderen Personen einlassen.

Hat dein Partner erfahren, dass Nähe meist mit emotionalem Schmerz einhergeht, hat er dieses Denken abgespeichert.

  1. Das Streben nach etwas Besserem.

Optimierung“ ist kein Wort der Neuzeit, aber wir leben es, als sei es DER Begriff unserer Epoche. Alles muss noch besser werden. Höher, schneller, weiter ist ein Standard und kein Ziel.

Menschen in stabilen Bindungen wachsen aneinander und miteinander. Sie suchen hierbei, vielleicht anders als im Job, nicht nach „der nächsten Stufe“.

Das Streben nach mehr und dem Besseren kann dazu führen, dass wir uns in der Suche selbst verlieren. Ein Mann, der eine Partnerin ständig gegen eine subjektiv hübschere eintauscht, zeigt unter Umständen auch Symptome der Bindungsangst. Bindet er sich hingegen fest, könnte ihm das „zu fest“ werden. Immerhin ist es dann schwieriger für ihn, sich wieder zu lösen, um weiterzusuchen.

  1. Unrealistische Erwartungen

Vielleicht hast du auch eine Freundin, die seit Jahren als Single lebt, weil sie nach „Mr. Right“ sucht.

Jedes Date geht sie mit einer Checkliste an:

  • Haarfarbe,
  • Körpergröße,
  • Einkommen und Kleidungsstil werden bewertet.

Doch bisher konnte kein Mann genügen.

Für manche Männer gilt das Gleiche: Sie suchen nach dem „Super-Weib“ ihrer Träume. Doch aus Gier nach Perfektion übersehen sie, dass sie vielleicht schon vor ihnen steht.

Unrealistische Erwartungen beziehen sich jedoch nicht nur auf das Äußere. Auch Verhaltensweisen werden von vielen Menschen vorausgesetzt.

Es beginnt mit Gewohnheiten, die wir uns über die Jahre aneignen und mündet im Umgang miteinander.

Menschen mit unrealistischen Erwartungen investieren im Laufe ihres Lebens manchmal weniger Zeit in die Beziehungsarbeit. Manchmal sagen sie:Das kann ich doch wohl voraussetzen!“ oder „Ich bin nicht (mehr) bereit, ihn zu erziehen.“.

  1. Sich „gefangen“ fühlen

Menschen, die in einer Co-Abhängigkeit Beziehung leben, benötigen unabdingbar eine besonders intensive Nähe. Andere empfinden zu starke Zuwendung als eng und vielleicht sogar belastend.

In Beziehungen darf es eine gesunde Mischung aus Nähe und Freiheit geben. Das machst du aber mit deinem Schatz individuell aus. Bei Paaren, die das nicht klären, können empfindsame Personen nach und nach Gefühle der Gefangenschaft entwickeln.

Diese wiederum münden dann in einer Bindungsangst.

Sie überwinden seine Bindungsangst gemeinsam

Was tun bei Bindungsangst?

Wir hoffen, dir einen Einblick in das Thema gegeben und ein wenig Aufklärung geleistet zu haben. Doch das ist nur der eine Schritt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie es weitergeht? Schau hierzu gern auch in unseren Beitrag „Wie du deine Beziehungsangst überwindest“ vorbei.

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Über den Autor

Darius Kamadeva - Beziehungsexperte

Darius Kamadeva ist Bestseller Autor und der führende Beziehungs- und Datingcoach deutschlands - speziell für Frauen. Auf seinem Youtube Kanal mit mehr als 90.000 Abonnenten hilft er mit seinen über 10 Jahren Erfahrung Frauen zu einer glücklichen Beziehung zu sich selbst und zu anderen zu kommen. Seine Arbeit, Frauen auf ihrem Weg die Heldinnen in ihrem Leben zu werden zu begleiten, ist bekannt aus TV, Radio & Youtube. Er bietet Online Kurse, Retreats, Seminare, Live Events, persönliche Coachings und Video Inhalte an, die Frauen zur Liebe ihres Lebens bringen.