Wer kennt es nicht: Am Anfang einer Beziehung nutzt ihr jede sich bietende Gelegenheit, um euch die Klamotten vom Körper zu reißen und kommt kaum noch aus den Federn. Die Außenwelt interessiert nicht. Ihr seid in eurer aufregenden Blase aus frischer Liebe und Leidenschaft und könnt gar nicht genug voneinander bekommen. Und jetzt denkst du an eine Trennung wegen fehlender Sexualität?

Fast forward: Mich stört alles an meinem Mann!”, denkst du ein paar Jahre später. Die Leidenschaft ist der Routine gewichen und Sex gibt es nur noch an besonderen Feiertagen, wenn überhaupt. Die kleinen Eigenheiten deines Partners, die du am Anfang noch liebenswert fandest, werden immer schwerer zu ertragen. Die Leidenschaft und der anfängliche Funke sind komplett erloschen. Im Schlafzimmer herrscht tote Hose. Bedeutet das jetzt, dass eure Beziehung kaputt ist und ihr euch trennen solltet?

Es ist absolut normal, dass die Sexualität in langen, etablierten Beziehungen mit der Zeit etwas mehr in den Hintergrund rückt. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Geht es darüber hinaus oder gehen die sexuellen Wünsche und Bedürfnisse der Partner weit auseinander, kommt es zu Spannungen und Problemen.

Tatsache ist: Wenn das Sexleben unbefriedigend ist, leiden meist beide Partner. Die Gründe für eine verminderte Libido sind vielfältig. Mit welchen Hilfsmitteln du wieder Feuer in deine Beziehung bringen kannst und in welchen Fällen eine Trennung das Beste für euch ist, verraten wir im Artikel.

Wie viel Sex braucht eine gesunde und erfüllte Partnerschaft?

In der ersten Phase des Verliebtseins ist der Körper des Anderen natürlich noch neu und aufregend. Ihr könnt kaum die Hände voneinander lassen und nutzt jede Gelegenheit für ein Schäferstündchen. Mit den Jahren nimmt die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs oft ab. Das ist ganz natürlich und heißt nicht zwingend, dass die Liebe und Verbindung zwischen euch weniger geworden ist.

Es ist sogar förderlich, dass sich der Fokus wieder mehr zerstreut und auch Dinge außerhalb der Partnerschaft wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Doch wo ist die Grenze? Wie viel Liebe im Bett ist genug für eine erfüllende Beziehung?

Laut einer Studie der kanadischen Sexualwissenschaftlerin Amy Muise haben glückliche Paare zwischen 1-mal pro Woche und 6-mal im Monat Sex. Das Problem mit Statistiken ist, sie geben immer nur einen Durchschnittswert wieder. Es gibt keine allgemeingültige Anleitung für ein glückliches Beziehungs- und Sexleben.

In der Studie gaben beispielsweise 16 Paare an, dass sie überhaupt nicht mehr intim miteinander werden und absolut zufrieden damit sind. Jedes Paar muss seinen eigenen Weg finden. Das Begehren kann durchaus weniger werden, ohne dass sich das Paar daran stört. Problematisch wird es erst, wenn ein Partner öfter will als der andere. Kommt es ständig einseitig zur Sexverweigerung, entwickeln sich daraus Ängste und negative Emotionen, die eine Beziehung belasten können.

Kein Sex in der Ehe führt zu Trennungsangst

Trennung wegen fehlender Sexualität –  Was sind die Gründe für den Verlust der Libido?

Ein fehlendes Sexleben kann eine Beziehung auf Dauer kaputt machen. Auch der gesellschaftliche Druck kann ein Paar belasten. Dabei ist es nur menschlich, dass die Häufigkeit und Intensität des Geschlechtsverkehrs nicht immer gleich ist. Es gibt zahlreiche Faktoren, innerhalb und außerhalb der Beziehung, die sich auf die Libido auswirken können.

Die gute Nachricht ist: Kennt ihr den Grund für eure Flaute, lässt sie sich in den meisten Fällen beheben. Was also können die Ursachen für fehlende Sexualität sein?

1. Kein fehlender Sex wegen der Kinder

Die Geburt eines Kindes ist eine große Herausforderung und Umstellung für ein Paar. Der Körper der Frau muss sich nach den Strapazen der Geburt erst einmal erholen und heilen. Für die ersten Wochen ist Liebe machen deshalb tabu. Außerdem dauert es eine Weile bis ihr eine neue Routine mit dem schreienden Nachwuchs gefunden habt.

Schlaflose Nächte und volle Windeln wirken nicht gerade förderlich, um in erotische Stimmung zu kommen. In der ersten Zeit mit Kind fällt es vielen Paaren schwer, Zeit für sich und ihre Intimität zu finden. Auch wenn Babygeschrei und chronische Erschöpfung nicht gerade die besten Voraussetzungen für romantische Zweisamkeit sind, solltet ihr diese unerotische Zeit nicht zur Normalität werden lassen.

Tipp: Gönnt euch eine babyfreie Date-Night in einem Hotel. Dort könnt ihr den stressigen Alltag und Babytalk hinter euch lassen und euch ganz auf eure Lust konzentrieren.

2. Gesundheitliche Auslöser für fehlende Lust auf Sex

Bleibt das Verlangen über einen länger andauernden Zeitraum aus, stecken vielleicht gesundheitliche Ursachen dahinter. Impotenz und Frigidität sind immer noch ein absolutes Tabuthema in unserer Gesellschaft. Dabei können sie in den meisten Fällen gut behandelt werden. Das Spektrum zwischen Sexsucht und Frigidität ist groß und nicht immer ist eine Veränderung der sexuellen Bedürfnisse krankhaft.

Anzeichen, dass tatsächlich eine Störung vorliegt können sein:

  • Erektionsprobleme bei Männern
  • wenig Scheidenflüssigkeit bei Frauen
  • Orgasmusproblem
  • keine Freude an sexuellen Handlungen (inklusive Selbstbefriedigung)
  • extreme Veränderung des Sexualtriebs über einen längeren Zeitraum

Die Gründe können auch psychisch-emotionaler Natur sein. Depressionen, Angst und chronischer Stress sind als Auslöser für eine geschwächte Libido denkbar. Fehlende Sexualität kann auch ein Anzeichen für einen aus dem Gleichgewicht geratenen Hormonhaushalt sein. Ist zu wenig Testosteron im Körper vorhanden, verringert das die Lust. Eine Hormonbehandlung kann hier helfen.

Auch Medikamente, wie Psychopharmaka, können sich negativ auf die sexuelle Begierde auswirken. Besprich mit deinem behandelnden Arzt, ob mögliche Nebenwirkungen durch ein alternatives Medikament oder eine andere Dosierung verhindert werden können.

3. Unerfüllte sexuelle Vorlieben

Neben der Häufigkeit spielt die Qualität des Geschlechtsverkehrs eine entscheidende Rolle für ein glückliches Sexleben. Ist einer oder beide Partner frustriert, weil die Bedürfnisse nicht befriedigt werden, kommt es zu Spannungen. Schwierig wird es vor allem, wenn sich die Vorstellungen und Wünsche des Paares stark voneinander unterscheiden. Ein Partner steht auf Blümchensex oder Kuschelsex während der andere sich mehr Experimentierfreudigkeit wünscht.

Ob ihr diese Differenzen überwinden könnt, hängt von eurer Kompromissbereitschaft ab. Ehrliche Kommunikation in der Beziehung ist hier das A und O. Traust du dich nicht, deine Fantasien mit deinem Partner zu teilen, kann dieser sie auch nicht erfüllen. Die Grundlage hierfür ist tiefes, gegenseitiges Vertrauen. Wenn du Hemmungen hast, mit deinem Partner über deine sexuellen Bedürfnisse zu sprechen, habt ihr eher ein Vertrauensproblem als ein Sexproblem.

Tipp: Sag deinem Partner ehrlich, was dich antörnt. Ohne offene Kommunikation versperrst du dich der Chance, jemals ein erfülltes Sexleben zu führen. Außerdem: Nichts ist sexier als eine Frau, die weiß, was sie will und keine Angst hat, es sich zu holen. Kommuniziert miteinander und verhindert eine Trennung wegen fehlender Sexualität.

Kein Sex mehr: Auslöser oder Symptom einer Beziehungskrise?

Wenn das sexuelle Verlangen ausbleibt, lohnt sich ein Blick auf die Beziehung als Ganzes. In den meisten Fällen ist fehlende Sexualität nicht die einzige Baustelle in einer Beziehung. Fühlst du dich generell geliebt und wertgeschätzt von deinem Partner? Gibt es unausgesprochene Unsicherheiten oder Ängste? Führt ihr eine liebevolle Beziehung oder sind Streit und Auseinandersetzungen an der Tagesordnung?

Es lohnt sich, dich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Oftmals steckt mehr hinter eine Flaute im Bett als nur Sexprobleme. Ist dein Partner wie ein rotes Tuch für dich? Am Anfang einer Beziehung siehst du nicht nur die Welt, sondern auch deinen Partner durch eine rosarote Brille. Im Laufe einer Ehe verändert sich die Dynamik zwischen den Partnern. Was du früher als charmante Eigenart wahrgenommen hast, treibt dich inzwischen fast in den Wahnsinn.

Vielleicht hast du aber auch das Gefühl, dass dein Partner nicht mehr der ist, in den du dich verliebt hast. Er hat sich über die Jahre verändert, lässt sich immer mehr gehen. “Ich liebe meinen Mann nicht mehr” ist ein Gedanke, der dir immer öfter durch den Kopf geht?

Kein Sex in der Ehe kann auf fehlende Lust hindeuten. Es kann aber auch – und das Problem ist weit schwerwiegender – fehlende Liebe bedeuten. Dann sitzt das Problem sehr viel tiefer als nur fehlende erotische Anziehung. Die Frage, die du dir jetzt stellen musst, ist: Willst du deine Beziehung retten? Wenn du diese Frage bejahen kannst und noch eine Chance für eure Liebe siehst, dann lies unbedingt weiter!

Fehlender Geschlechtsverkehr

Suche den Dialog mit deinem Partner

Leider verschwinden Sexprobleme nicht einfach so. Im Gegenteil: Sie werden meist mit der Zeit noch größer. Deswegen ist es wichtig, den Dialog mit dem Partner zu suchen und das Problem offen anzusprechen. Dabei solltest du deinem Partner auf keinen Fall Vorwürfe machen oder die Schuld zuweisen. Das bringt euch nicht weiter. Sucht gemeinsam auf Augenhöhe nach Lösungen, die euch beide glücklich machen.

Eventuell liegt die Ursache für die fehlende Sexualität des Partners außerhalb der Beziehung begründet. Beispielsweise durch Stress bei der Arbeit oder Geldsorgen. Während sich du dich mit Fragen wie: “Findet mich mein Partner nicht mehr anziehend?” “Liebt mich mein Partner nicht mehr?” verrückt machst, hat dein Liebster in Wirklichkeit seinen Kopf nur im Moment ganz woanders. Durch ehrliche Gespräche könnt ihr Missverständnisse schnell aus der Welt schaffen. Kommunikation ist deswegen der Grundbaustein jeder glücklichen Partnerschaft.

Paar- und Sexualtherapie als Chance

Hält die Beziehungskrise bereits über einen längeren Zeitraum an, kann es sein, dass ihr mit Reden nicht weiterkommt.

Das ist beispielsweise der Fall, wenn:

  • jedes Gespräch sofort eskaliert und in lautstarkem Streit endet
  • ein Partner sich verweigert und die Bedürfnisse des anderen nicht ernst nimmt
  • ihr euch mit gegenseitigen Vorwürfen im Kreis dreht

Hier kann euch ein ausgebildeter Therapeut helfen. Dieser hilft euch eure Erwartungen, Ängste und Blockaden besser zu verstehen, zu kommunizieren und letztendlich zu überwinden. Er hilft euch dabei, eure sexuelle Lust und Anziehung wieder neu zu entdecken. Sextherapie ist auch immer Paartherapie. Ihr betrachtet eure Partnerschaft auf Augenhöhe als Ganzes und erarbeitet ganzheitliche Lösungen.

Während der Sitzungen habt ihr die Möglichkeit, unter Anleitung und in einem sicheren Raum offen über eure sexuellen Wünsche zu sprechen. Das Ziel ist es, wieder Nähe und Intimität zwischen euch herzustellen. Eine Therapie braucht allerdings viel Zeit und Geduld. Sie setzt den Willen beider Partner voraus, an sich und der Beziehung arbeiten zu wollen.

Trennungsschmerz verhindern

Wann ist eine Trennung wegen fehlender Sexualität angebracht?

Fragst du dich, ob du überhaupt mehr Intimitäten von deinem Partner fordern darfst? Stellt ein Mensch, der bedingungslos liebt, Forderungen? Die Wahrheit ist: Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Eine tolle Beziehung solltest du nicht einfach so aufgeben – auch wenn euer Sexleben eingeschlafen ist. Sprecht über Möglichkeiten wie dein Sexhunger trotzdem gestillt werden kann. Ein Leben auf Sexentzug ist auf Dauer auch keine Lösung.

Funktionierende Partnerschaften bauen auf Kompatibilität der Partner. Kommt ihr gar nicht zu einer Lösung, ist ein Schlussstrich für dich wahrscheinlich besser, als ständig auf Gnadensex zu hoffen. Eine Trennung ist natürlich ein drastischer Schritt, aber du solltest nicht aus Trennungsangst dauerhaft deine Wünsche hinten anstellen. Das wird euch beide wahrscheinlich langfristig nicht glücklich machen.

Du darfst und solltest deine sexuellen Bedürfnisse ernst nehmen. Sie sind ein wichtiger Teil deines Glücks. Eine Trennung kann für beide Seiten ein Neuanfang sein. Bei einer neuen Beziehung kannst du bewusst von Anfang an darauf achten, zu kommunizieren, was dir in einer Beziehung wichtig ist und welchen Stellenwert Intimität für dich hat. Damit kannst du in Zukunft eine Trennung wegen fehlender Sexualität vermeiden. Der Richtige wird kommen und dann klappt es auch mit dem prickelnden Sexleben.

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Über den Autor

Darius Kamadeva - Beziehungsexperte

Darius Kamadeva ist Bestseller Autor und der führende Beziehungs- und Datingcoach deutschlands - speziell für Frauen. Auf seinem Youtube Kanal mit mehr als 90.000 Abonnenten hilft er mit seinen über 10 Jahren Erfahrung Frauen zu einer glücklichen Beziehung zu sich selbst und zu anderen zu kommen. Seine Arbeit, Frauen auf ihrem Weg die Heldinnen in ihrem Leben zu werden zu begleiten, ist bekannt aus TV, Radio & Youtube. Er bietet Online Kurse, Retreats, Seminare, Live Events, persönliche Coachings und Video Inhalte an, die Frauen zur Liebe ihres Lebens bringen.